Beispiele: Berufe von T1 Monika Himsl

Mein erstes Journalisten-Foto

Der Journalismus

Artikel zum 30-Jahr-Jubiläum:

In Wort und Bild
 

Es war im Sommer 1995. Ich war gerade - frisch getrennt! - mit meinem 8-jährigen Sohn von Deutschland in den ersten Stock meines Elternhauses in Mieming gezogen. Noch waren längst nicht alle Umzugsschachteln ausgepackt, als ich schon fieberhaft überlegte, wovon ich mich und mein Kind künftig ernähren sollte. 

Fieberhaft deshalb, weil es kompliziert war! 

Da gab es einige Ausbildungen, ein halbes Politik- und Ethnologiestudium, aber auch den Wunsch, endlich einmal "etwas mit Schreiben, Büchern, Zeitungen" zu machen. Auf der Suche nach zweckdienlichen Inspirationen spazierte ich nun also täglich mit offenem Blick durch das Dorf und die wunderschöne Gegend, und schaute, ob es nicht vielleicht etwas zu berichten gäbe...

Hmmmm.... naja, 

*  das Barwieser Waldschwimmbad wurde nicht zeitgerecht geöffnet, es war immer noch eine Baustelle; 

*  demnächst sollte in Untermieming der Recyclinghof in Betrieb gehen; 

*  für den Sohn gab es in Mieming und den Nachbarorten einige lustige Ferien-Veranstaltungen

*  das Dorffest stand vor der Tür, UND 

*  Walter Jäger von der ÖVP-Imst dachte gerade laut darüber nach, die Heiratsprämie wieder einzuführen - als Antwort auf die fehlenden Kinderbetreuungsplätze in den Gemeinden. 

Na, da gab es also doch einiges Interessante, über das man berichten oder laut nachdenken konnte - und so setzte ich mich an meine E-Schreibmaschine und schickte je einen Leserbrief zum Thema "Müllentsorgung am neuen Recyclinghof" an die zwei Gratiswochenzeitungen "Blickpunkt" (heute Mein Bezirk) und "Rundschau" - mit der Frage, ob ich nicht für sie schreiben könnte. 

Zu meiner Riesenfreude wurden beide Leserbriefe gedruckt! Ich schnitt sie natürlich aus, um sie für später zu archivieren. Noch größer war meine Freude allerdings darüber, dass auch beide Redaktionen mit mir Kontakt aufnahmen. Beim Blickpunkt hätte ich eine wöchentliche Kolumne bekommen, das reichte sicher nicht zum Leben. Aber die Rundschau suchte ohnehin schon länger jemanden aus meiner Region, der regelmäßig berichtete. 

DAS war meine Chance! 

Hochnervös fuhr ich kurz daruf zum ersten Mal zum Rundschau-Gebäude in Imst, um das Weitere zu besprechen, wie:

Foto- und Zeilenhonorar, Kilometergeld, Abgabetermine und Abrechnungsmodalitäte. Ich kriegte die ersten "Termine" und zwei Schwarzweiß-Filmrollen - und es konnte losgehen. In der Rundschau-Nummer 29/1995 erschienen dann meine ersten drei Fotos und vier Beiträge -  und schon war ich Freie Journalistin und schrieb unter dem Kürzel MO oder als Monika  Blüm (meinem ehelichen Namen, den ich später ablegte) Ein Beruf, der mit meinem Alleinerzieherleben im Mieminger Elternhaus gut vereinbar war.

Einziger Haken daran war: Ich war durch den Betrieb nicht sozialversichert.

Eine Regelung für solche und ähnliche aber häufige Beschäftigungsverhältnisse wurde damals gerade im Parlament diskutiert und sollte schließlich am 1. April 1996 als "Werkvertrags-Regelung" in Kraft treten. Bis dahin arbeitete ich vorerst einfach einige Monate nur mit der freiwilligen  Krankenversicherung. Leider bestand auch nach dem 1. April 1996  keine Möglichkeit, über den Betrieb versichert zu werden, sodass ich schweren Herzens einen Pressefotografen-Gewerbeschein beantragte, um mich selbst als Selbstständige bei der SVA zu versichern.

Davon einmal abgesehen machte mir der Journalismus  wahnsinnig viel Spaß. Ich kaufte mir Fachbücher für die Theorie, lernte das Handwerk in der Praxis, fuhr mit dem Auto herum, fotografierte und recherchierte in den verschiedensten Orten, entwickeln die Schwarzweiß-Filme selber, sammelte die erste Computererfahrungen, dann kamen die digitale Kamera und das Internet, die die Arbeit wesentlich erleichterten - es wurde mein geliebtes neues Leben!

Zu meinem vollständigen Glück konnte ich die lokalpolitischen Artikel auch für ein Pflichtpraktikum für mein Politikwissenschafts-Studium nutzen. So arbeitete ich mit Feuereifer fast 6 Jahre lang in diesem Bereich, gelegentlich  auch für anderen Zeitungen, bis ich beschloss, mein Studium in Innsbruck doch endlich abzuschließen. 

Neben Vorlesungen, Seminaren und dem Diplomarbeit-Schreiben machte ich dank meiner in der Praxis erworbenen journalistischen Kenntnisse auch in diesem Bereich weiter, allerdings in neuen Formaten. So bot ich kostenlose Internet-Workshops in den sozialen Medien an, die ich auch für meine Wahlkampfbeobachtungen nützte. Immer wieder griff ich dafür auch zur Kamera und berichtete später vor allem auf Facebook über Wahlkampfveranstaltungen und Politik. Daneben begann ich auch ein gänzlich anderes Projekt (Deutschlernen mit zweisprachigen Kindern), das ich dann nach dem Studienabschluss ein paar Jahre selbstständig ausübte. Auch dafür schrieb ich immer wieder Artikel bzw. Presseaussendungen für die Lokalmedien, allerdings nunmehr ohne Honorar. Schließlich begann ich auch, immer wieder einmal eine Projektzeitung heraus zu geben, die ich mit Spendenaufrufen an potentielle Sponsoren schickte oder einfach nur zur Projektkommunikation verwendete.

So kann ich sagen, dass ich vor 30 Jahren mit dem Journalismus begonnen hatte und ihn mit großer Freude auch weiterhin ausübe, wenn auch schon viele Jahre ohne Honorar. 

Der Journalismus war somit einer meiner liebsten Berufe, den ich auch mit 67 immer noch gerne "freitätig" ausübe. 

Leider hat das viele "FREIE" dabei zu vielen UNFREIwilligen Jahren ohne Pensionsversicherung geführt, was aus mir letztlich eine Ausgleichzulagen-Bezieherin machte, und ich weiß mich damit in bester Gesellschaft...

Mag.a Monika Himsl,  Innsbruck, am 18, Juli 2025

Leserbrief 1 

Die ersten zwei Leserbriefe zur Kontaktaufnahme mit den Lokalmedien.

Leserbrief 2

 Meine ersten drei veröffentlichten Presse-Bilder
Baustelle Waldschwimmbad Barwies

Mieminger Dorffest

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