Es war im Sommer 1995.
Ich war gerade - frisch getrennt! - mit
meinem 8-jährigen Sohn von Deutschland in den ersten Stock
meines Elternhauses
in Mieming gezogen. Noch waren längst nicht alle
Umzugsschachteln ausgepackt,
als ich schon fieberhaft überlegte, wovon ich mich und mein
Kind künftig ernähren
sollte.
Fieberhaft
deshalb, weil es kompliziert war!
Da gab es einige
Ausbildungen, ein halbes Politik- und Ethnologiestudium, aber auch den
Wunsch,
endlich einmal "etwas
mit Schreiben, Büchern, Zeitungen" zu
machen. Auf der Suche nach zweckdienlichen Inspirationen
spazierte ich nun also täglich mit offenem
Blick durch
das Dorf und die wunderschöne Gegend, und schaute, ob es nicht
vielleicht etwas zu berichten
gäbe...
Hmmmm.... naja,
* das Barwieser Waldschwimmbad
wurde nicht
zeitgerecht geöffnet, es war immer noch eine
Baustelle;
*
demnächst sollte in Untermieming der Recyclinghof
in Betrieb gehen;
* für
den Sohn gab es in Mieming und den Nachbarorten einige lustige
Ferien-Veranstaltungen;
* das Dorffest stand vor
der Tür, UND
* Walter Jäger
von
der ÖVP-Imst dachte gerade laut darüber nach, die Heiratsprämie
wieder einzuführen - als
Antwort auf die fehlenden Kinderbetreuungsplätze in den
Gemeinden.
Na, da gab es also
doch einiges Interessante, über das man berichten oder laut
nachdenken konnte - und so setzte ich
mich an meine E-Schreibmaschine und schickte je einen Leserbrief zum
Thema "Müllentsorgung
am neuen Recyclinghof" an die zwei Gratiswochenzeitungen "Blickpunkt"
(heute Mein Bezirk) und "Rundschau"
- mit der Frage, ob ich nicht für sie schreiben
könnte.
Zu meiner Riesenfreude
wurden beide Leserbriefe
gedruckt! Ich schnitt
sie natürlich aus, um sie für später zu
archivieren. Noch größer war meine
Freude allerdings darüber, dass auch beide Redaktionen
mit mir Kontakt aufnahmen.
Beim Blickpunkt hätte ich eine wöchentliche Kolumne
bekommen, das reichte sicher nicht
zum Leben. Aber die Rundschau suchte ohnehin schon länger
jemanden aus meiner Region, der
regelmäßig berichtete.
DAS
war meine Chance!
Hochnervös fuhr
ich kurz daruf zum
ersten Mal zum Rundschau-Gebäude
in Imst, um das Weitere zu besprechen, wie:
Foto- und Zeilenhonorar,
Kilometergeld, Abgabetermine und
Abrechnungsmodalitäte. Ich kriegte die ersten "Termine" und
zwei
Schwarzweiß-Filmrollen - und es konnte losgehen. In der Rundschau-Nummer 29/1995
erschienen dann meine ersten drei
Fotos und vier
Beiträge - und
schon war ich Freie
Journalistin und schrieb unter dem Kürzel MO
oder als Monika
Blüm (meinem ehelichen Namen, den ich
später ablegte) Ein
Beruf, der mit meinem Alleinerzieherleben im Mieminger Elternhaus gut
vereinbar
war.
Einziger Haken daran war: Ich war
durch den Betrieb nicht sozialversichert.
Eine
Regelung für solche und ähnliche aber
häufige Beschäftigungsverhältnisse wurde
damals gerade im
Parlament diskutiert und sollte schließlich am 1. April 1996 als "Werkvertrags-Regelung"
in Kraft treten.
Bis dahin arbeitete ich vorerst einfach einige Monate nur mit der
freiwilligen Krankenversicherung. Leider bestand auch nach
dem 1.
April 1996 keine Möglichkeit, über
den Betrieb
versichert zu werden, sodass
ich schweren Herzens einen Pressefotografen-Gewerbeschein
beantragte, um mich selbst
als Selbstständige
bei der SVA
zu versichern.
Davon einmal abgesehen
machte mir der Journalismus wahnsinnig viel
Spaß. Ich kaufte mir Fachbücher für die
Theorie, lernte das Handwerk in der Praxis, fuhr mit
dem Auto herum, fotografierte und recherchierte in den verschiedensten
Orten, entwickeln
die Schwarzweiß-Filme selber, sammelte die erste
Computererfahrungen, dann kamen
die digitale Kamera und das Internet, die die Arbeit wesentlich
erleichterten - es wurde mein geliebtes neues Leben!
Zu meinem
vollständigen Glück konnte ich die lokalpolitischen
Artikel auch für ein Pflichtpraktikum
für mein Politikwissenschafts-Studium nutzen.
So arbeitete ich mit Feuereifer fast 6 Jahre lang in diesem Bereich,
gelegentlich
auch für anderen Zeitungen, bis ich beschloss, mein Studium in Innsbruck
doch endlich
abzuschließen.
Neben Vorlesungen,
Seminaren und dem Diplomarbeit-Schreiben machte
ich dank meiner in der Praxis erworbenen journalistischen Kenntnisse
auch in
diesem Bereich weiter, allerdings in neuen Formaten. So
bot ich
kostenlose Internet-Workshops in den sozialen Medien an, die ich auch
für meine
Wahlkampfbeobachtungen nützte. Immer wieder griff ich
dafür auch zur Kamera und
berichtete später vor allem auf Facebook
über Wahlkampfveranstaltungen und Politik. Daneben
begann ich auch ein gänzlich anderes Projekt (Deutschlernen mit zweisprachigen
Kindern), das ich dann nach dem Studienabschluss ein paar
Jahre selbstständig ausübte. Auch dafür
schrieb ich immer wieder Artikel
bzw. Presseaussendungen
für die Lokalmedien, allerdings nunmehr ohne
Honorar. Schließlich begann ich auch, immer wieder einmal
eine Projektzeitung heraus
zu geben, die ich mit Spendenaufrufen an potentielle Sponsoren
schickte oder einfach nur zur Projektkommunikation
verwendete.
So kann ich sagen, dass
ich vor 30 Jahren mit dem
Journalismus begonnen hatte und ihn mit großer Freude auch
weiterhin ausübe,
wenn auch schon viele Jahre ohne Honorar.
Der Journalismus war somit einer
meiner
liebsten Berufe, den ich auch mit 67 immer noch gerne "freitätig"
ausübe.
Leider hat das viele "FREIE" dabei zu
vielen UNFREIwilligen
Jahren
ohne Pensionsversicherung geführt, was aus mir
letztlich eine Ausgleichzulagen-Bezieherin
machte, und ich weiß mich damit in bester Gesellschaft...
Mag.a Monika Himsl, Innsbruck,
am 18, Juli 2025
Die
ersten zwei Leserbriefe zur Kontaktaufnahme mit den Lokalmedien.

Meine
ersten drei
veröffentlichten Presse-Bilder
|