Projekt: Höttinger Wirtshaus-Kultur

Höttinger Gasse Nr. 24 -Gasthaus zum Löwen

Höttinger Gasse 24


Das ehemalige Gasthaus 
zum Löwen des Metzermeisters Ingenius Fischler, dann "Löwenkino" - heute Königreichsaal der "Zeugen Jehowas"

 
"Gasthaus zu „Löwen“ (Höttinger Gasse 24) – der „Sektentempel“

In einer Führung einer Mitarbeiterin des  Innsbrucker Stadtarchiv zum Thema "Höttinger Gasthäuser" am 31. März 2019 erfuhr man auch die interessante Geschichte des heute längst nicht mehr existierenden Gasthauses zum "Löwen". Das Gebäude und seine Nutzung war historisch gesehen vielfältig und stand mitunter unter heftiger Kritik.

In der 2. erweiterte Ausgabe der "Chronik der Höttinger Familie Fischler" - zusammengetragen von Josef Schönegger, März 2022, steht auf  S. 97 neben dem Foto aus dem Jahr 1902:

"Das Gasthaus zum Löwen in der
Höttingergasse (heute Nr. 24),
von Ingenuin Fischler um 1900 unterhalb
seiner 1881 errichteten Fleischhauerei gebaut.
1909 verkaufte er es an Alois Praxmarer,
der 1913 in der Gaststätte das erste Kino in
Innsbruck errichtete.
Ab 1921 Betrieb als Löwenkino,
ab 1960 Königreichsaal der Zeugen Jehovas.
Bemerkenswert ist, dass Ingenuin in seinen
Erinnerungen das Gasthaus mit keinem
Wort erwähnt hat!  (Foto Um 1902"

Der Metzgermeister Ingenuin Fischler war zweimal Bürgermeister von Hötting (1878-1881;1893-1894),  und Obmann des Kirchenbauvereins zur Zeit der Erbauung der neuen Höttinger Kirche. Nach ihm ist eine Straße in der Gegend Mitterweg benannt. Nach dem 1. Weltkrieg kaufte es die Kundler Bierbrauerei, 1927 hatten es Anton und Käthe Wittig. 1933 war der neue Eigentümer Ferdinand Purner, der 1939 das Gasthaus schloss und stattdessen umbaute und das "Löwenkino" eröffnete, das bis nach dem 2. Weltkrieb bestand.
1959 übersiedelte das Löwenkino in die Innstraße 7 und hieß fortan Metropol, "Innsbrucks modernes Großkino".
Da für so ein Unternehmen viel Geld nötig war wollte Purner das Haus in der Höttinger Gasse veräußern und schrieb es um 400.000,- Schillling zum Verkauf aus. Was anschließend passierte sorgte für Schlagzeilen in den Tiroler Nachrichten. Am Montag, dem 11. Juli 1960 wird der Verkauf an den Bauern Staudacher aus Amras und die folgende Verpachtung an die "Bibelforscher" (Zeugen Jehowas) zwecks Errichtung eines "Sektentempels" (Königreichsaal) empört beschrieben. Dort wird die Höttinger-Gasse als "Tempelbezirk der Sekten" bezeichnet und auch die Errichtung des "Adventisten-Tempels" auf der Hausnummer Höttinger Gasse 12 beschrieben. Der Ruf wurde dann erhärtet, als die Piusbruderschaft 1990 das ehemaligen "Gasthaus zur Traube" (Höttinger-Gasse 14) kauften und im Garten ein Mariahilf-Kirchlein erbauten
Zeitungsartikel aus dem Jahr 1960

Der heute seltsam anmutende Schluss des Artikels:

" Die Höttinger Gasse ist irgendwie ein Sinnbild:
Rechts Geheimnis und Verbrüderung  und Bereitschaft zum fanatischen Opfer. Alle Fragen löst der baldige Weltuntergang, dem das goldene Paradies der "Wahrhaft Gläugiben" folgt.
Links die Kneipe [Der Südtirolerwirt, Langerwirt],  in der ein Einsamer, Entwurzelter höchstens Gesellschaft findet, Lärm und eine paar Halbe in einen leeren Feierabend schüttet.
Sekten gab es immer. Sie sind ein Krisenzeichen der Zeit, des Geistes und der Gesellschaft. Krisen können, nein - müssen überwunden werden. Die Kraft und die Waffen dazu gibt nur ein richtig erkanntes und richtig gelebtes Christentum." V.H.

Zeitgleich entstand auch die Kirche der "Adventisten des siebenten Tages", auf dem Geppert-Grund, heute  Höttinger Gasse 12 e. 1990 übernahm die Pius-Priesterbruderschaft das Haus Nr. 14, den ehemaligen Gasthof zur Traube - was dann die Stellung der Höttinger Gasse als "Sektengasse" endgültig besiegelte. 

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