Projekt: Leben und Arbeiten in der Höttinger Gasse

Höttinger Gasse Nr. 24 -Gasthaus zum Löwen

Höttinger Gasse 24


Das ehemalige Gasthaus 
zum Löwen, dann "Löwenkino" - heute Königreichsaal der "Zeugen Jehowas"

 
"Gasthaus zu „Löwen“ (Höttinger Gasse 24) – dann Kino und später der „Sektentempel“

In einer Führung einer Mitarbeiterin des  Innsbrucker Stadtarchiv zum Thema "Höttinger Gasthäuser" am 31. März 2019 erfuhr man auch die interessante geschichte des heute längst nicht mehr existierenden Gasthaus zum "Löwen". Das Gebäude und seine Nutzung war historisch gesehen vielfältig und stand mitunter unter heftiger Kritik.

Die Erbauungs-Geschichte des Hauses liegt derzeit noch im Dunkeln. Um 1900 erwarb es jedenfalls der Metzgermeister Ingenuin Fischler,(zweimal Bürgermeister von Hötting (1878-1881;1893-1894),  Obmann des Kirchenbauvereins zur Zeit der Erbauung der neuen Höttinger Kirche. Nach ihm ist eine Straße in der Gegend Mitterweg benannt). Nach dem 1. Weltkrieg kaufte es die Kundler Bierbrauerei, 1927 hatten es Anton und Käthe Wittig. 1933 war der neue Eigentümer Ferdinand Purner, der 1939 das Gasthaus schloss und stattdessen umbaute und das "Löwenkino" eröffnete, das bis nach dem 2. Weltkrieb bestand.
1959 übersiedelte das Löwenkino in die Innstraße und hieß fortan Metropol, "Innsbrucks modernes Großkino".
Da für so ein Unternehmen viel Geld nötig war wollte Purner das Haus in der Höttinger Gasse veräußern und schrieb es um 400.000,- Schillling zum Verkauf aus. Was anschließend passierte sorgte für Schlagzeilen in den Tiroler Nachrichten. Am Montag dem 11. Julli 1960 wird der Verkauf an den Bauern Staudacher aus Amras und die folgende Verpachtung an die "Bibelforscher" (Zeugen Jehowas) zwecks Errichtung eines "Sektentempels" (Königreichsaal) empört beschrieben.

Zeitungsartikel aus dem Jahr 1960

Der heute seltsam anmutende Schluss des Artikels:

" Die Höttinger Gasse ist irgendwie ein Sinnbild:
Rechts Geheimnis und Verbrüderung  und Bereitschaft zum fanatischen Opfer. Alle Fragen löst der baldige Weltuntergang, dem das goldene Paradies der "Wahrhaft Gläugiben" folgt.
Links die Kneipe [Der Südtirolerwirt, Langerwirt],  in der ein Einsamer, Entwurzelter höchstens Gesellschaft findet, Lärm und eine paar Halbe in einen leeren Feierabend schüttet.
Sekten gab es immer. Sie sind ein Krisenzeichen der Zeit, des Geistes und der Gesellschaft. Krisen können, nein - müssen überwunden werden. Die Kraft und die Waffen dazu gibt nur ein richtig erkanntes und richtig gelebtes Christentum." V.H.

Zeitgleich entstand auch die Kirche der "Adventisten des siebenten Tages", auf dem Geppert-Grund, heute  Höttinger Gasse 12 e. 1990 übernahm die Pius-Priesterbruderschaft das Haus Nr. 14, den ehemaligen Gasthof zur Traube - was dann die Stellung der Höttinger Gasse als "Sektengasse" endgültig besiegelte. 

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